Unsere Plätze und Geschäftsstraßen sind von besonderer Bedeutung für die Menschen und das soziale Zusammenleben in unserem Bezirk.

Plätze sind seit jeher Orte der Begegnung, der Kommunikation und Identifikation der Menschen mit ihrem Stadtteil. Sie sind der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, des generations- und schichtenübergreifenden Miteinanders. Sie beheimaten Märkte und Geschäfte und sind Orte bürgerlicher Partizipation. Mit all diesen Aufgaben erfüllen sie Grundbedürfnisse der Menschen.

Wie steht es eigentlich um unsere Plätze im Bezirk? Werden sie den Anforderungen und Bedürfnissen der Menschen gerecht? Gelingt es ihnen, sie zusammenzubringen oder begünstigen sie Anonymität und Abschottung?

Unser Bezirk befindet sich in einem Wandlungsprozess. Junge Familien zieht es in den Süd-Westen. Rund 16.500 Menschen zogen im letzten Jahr nach Steglitz-Zehlendorf, die Hälfte hiervon junge Erwachsene zwischen 18 und 30 Jahren. Viele sind den Aufenthalt auf Plätzen gewöhnt: Sie kommen aus Städten, welche die Revitalisierung ihrer Innenstädte abgeschlossen haben. Andere kommen aus Berliner Innenstadt- und Szenebezirken, in denen heruntergekommene Stadträume liebevoll wieder hergestellt wurden und nun kleine Oasen sind, die zum Aufenthalt einladen.

Wir Grüne wünschen uns eine Gesellschaft des Miteinanders und der Partizipation, womit sich zwei Kernfragen stellen: Wie können wir die Bürger erfolgreich an den Umgestaltungsprozessen beteiligen und wie können wir ihre Ideen gegenüber einzelnen Interessen z.B. der Autolobby durchsetzen?

Schöne Plätze und attraktive Geschäftsstraßen sind ein Konjunkturprogramm für den Einzelhandel

Plätze und Geschäftsstraßen sollten den Bedürfnissen von Fußgängern gerecht werden, echte Aufenthaltsqualität anbieten und zum Verweilen einladen, Sichtbeziehungen wahren, kurze Wege ermöglichen und sich auch in den Abendstunden und der dunklen Jahreszeit „sicher anfühlen“.

Plätze sollten es den Menschen ermöglichen, sich vom Arbeitsalltag abzuwenden ohne dabei „weg vom Geschehen“ zu sein. Mit der Aufenthaltsqualität steigen die Verweildauer und das Interesse für die umliegenden Geschäfte und Cafés. Spontan-Einkäufe nehmen zu. Insbesondere kleinteilige Handelsstrukturen profitieren davon. Die Folge sind steigende Umsätze und zusätzliche Arbeitsplätze in den Kiezen.

Vor allem Fußgänger und Radfahrer nutzen die naheliegenden, attraktiv gestalteten und gut an den Nahverkehr angebundenen Stadtteilzentren. Autofahrer hingegen bevorzugen häufig die großen Einkaufscenter auf der „grünen Wiese“. So wird, wo Stadtbild und Branchenmix stimmen, eine gute Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur schnell zu einem Konjunkturprogramm für den Einzelhandel!

Fußgängerfreundliche Stadträume laden zum Bummeln ein und Einzelhändler gewinnen völlig neue Kundengruppen, da ihre Schaufenster durch eine viel breitere Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Die häufig im Vorfeld von Umgestaltungsprozessen geäußerte Befürchtung, der Wegfall von Parkplätzen schade dem Einzelhandel, hat sich stets als unwahr erwiesen. Allerdings wird der geschäftliche Wandel beschleunigt. Anstelle eines Matratzen- und Bettenlagers gibt es nun eine Weinstube, ein neues Café oder ein Modegeschäft.

Das ist unser Platz“

Die entscheidende Frage bei Stadträumen ist die ihrer sozialen Nutzung durch den Aufenthalt von Menschen – analog zu einem Wohnzimmer.

Viele unserer Plätze sind, wenn wir diesen Maßstab ansetzen, praktisch ungenutzt – insbesondere, wenn sie zu Abstellräumen von Pkw „degradiert“ werden. Und dies geschieht selten durch die Anwohner selbst, sondern häufig durch Menschen, welche von weiter her kommen und diese Fläche in Anspruch nehmen. Der Slogan „Das ist unser Platz“ bedeutet, dass Plätze eine bürgerliche Lobby brauchen, um einen Umgestaltungsprozess in Gang zu setzen. „Das ist unser Platz“ kann sich als Motor eines Umgestaltungsprozesses tief im Bewusstsein der Anwohner verankern.

Auf den nächsten Seiten werden wir uns einigen Plätzen in unserem Bezirk zuwenden, mit denen wir den Umgestaltungsprozess beginnen wollen. Damit ist aber keinesfalls Schluss: Ziel ist, allen Menschen in unserem Bezirk „ihre“ Plätze wieder zurückzugeben!

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