Jede erfolgreiche Fahndung anhand von Videoaufnahmen lässt die Forderung nach mehr Kameras lauter werden. Der Bevölkerung wird suggeriert, dass Kameras für Sicherheit sorgen und im Notfall unverzüglich geholfen werden kann. Leider ein Trugschluss. Schon jetzt gibt es in Berlin zehntausende Kameras – am Flughafen, auf Bahnhöfen, in Einkaufszentren, an zahlreichen Gebäudeeingängen, in Schwimmbädern, Parkhäusern, Banken etc. – quasi überall. Eine Flut von Bildern wird tagtäglich produziert, die allenfalls ausgewertet werden, nachdem etwas passiert ist. Denn „hinter der Kamera“ sitzt nur selten jemand, der im Bedarfsfall reagieren könnte. In der „Videohauptstadt“ London werden mittlerweile viele Kameras wieder abgebaut: zu teuer und ungeeignet. Die Kriminalität nahm weiter zu und nur vergleichsweise wenige Straftaten konnten aufgeklärt werden. Kameras bestärken vielfach die Angst, ständig beobachtet zu werden und an gefährlichen Orten zu sein. Wir wollen uns auch in Zukunft unbeobachtet in der Stadt bewegen können. Statt mehr Kameras braucht es mehr Aufmerksamkeit, gesellschaftliches Miteinander und gemeinsame Verantwortung.

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