Lichterfelde Süd – Städtebaulicher Vertrag trägt grüne Handschrift
Mit der Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags zwischen dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf und der Groth-Gruppe ist heute eines der größten Wohnungsbauprojekte Berlins auf den Weg gebracht worden. In Lichterfelde Süd entstehen 2500 Wohnungen im Einklang mit der Natur – ein neues Stadtquartier mit Grundschule, Kita, Freizeiteinrichtungen, Umweltbildungszentrum, einem Lern- und Gedenkort und vieles mehr.
Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf erklärt dazu:
„Die Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrages ist der Beginn eines großen Bauprojekts, das bezahlbaren Wohnraum schafft und zugleich wertvolle Natur sichert. Dies ist insbesondere durch beharrliche grüne Intervention im Bezirk und Land gelungen. Der städtebauliche Vertrag trägt erkennbar eine grüne Handschrift:
1. Lichterfelder Weidelandschaft bleibt erhalten / Beweidung gesichert
Durch unseren Einsatz beginnend in der vorherigen Wahlperiode bleibt das mehr als 20 Jahre bestehende Beweidungsprojekt in der Lichterfelder Weidelandschaft erhalten. Die „Grüne Mitte“ mit ihrer reichhaltigen Flora und Fauna, die auch zahlreiche Rote-Liste-Arten hütet, bleibt geschützt! Dafür haben wir hart gekämpft – insbesondere auch gegen Versuche der bezirklichen SPD-Fraktion, die ökologisch hochwertigen Flächen des ehemaligen Parks-Range-Geländes preiszugeben. Die „Grüne Mitte“ wird durch den Umweltbericht im Rahmen der Bebauung gesichert. Wir wollen ihre dauerhafte Ausweisung als Natur- oder Landschaftsschutzgebiet erreichen. Von den ca. 100 Hektar Natur- und Bauerwartungsflächen bleiben so beeindruckende 61 Hektar Natur auch für die Zukunft geschützt.
2. Preisgünstige Wohnungen fest verankert / Wohnungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen ermöglicht
Besonders wichtig ist uns auch die dauerhafte Sicherung des Anteils preisgünstiger Wohnungen. 538 preisgebundene Wohnungen werden im städtebaulichen Vertrag verankert und an städtische Wohnungsunternehmen oder Wohnungsbaugenossenschaften gehen. Wir erwarten entsprechende Verträge vor dem Beschluss zum Bebauungsplan. Unabhängig vom letztlichen Anteil an Geschosswohnungen ist die Anzahl preisgebundener Wohnungen im städtebaulichen Vertrag fixiert. Uns war darüber hinaus wichtig, dass Wohn- und Beschäftigungskonzepte für Menschen mit psychischen Erkrankungen verwirklicht werden können. Der städtebauliche Vertrag berücksichtigt unseren entsprechenden Antrag aus der vorherigen Wahlperiode.
3. Ökologisch und sozial zukunftsweisendes Energiekonzept auf den Weg gebracht
Ein neues, großes Stadtquartier braucht Energie – ganz klar. Dank der von uns eingebrachten Änderungen zum städtebaulichen Vertrag soll diese Energie wesentlich aus zukunftsweisenden, regenerativen Quellen stammen. Dies ist zum Wohle der neuen Bewohnerschaft dort und von uns allen. Das grüne Energiekonzept verfolgt ökologische und soziale Ziele, denn der Sonnenstrom vom Dach für Haushalt und Mobilität wird unschlagbar günstig sein.
4. Mehr Platz und Ruhe für die Schule geschaffen / Kooperative Schulplanung
Lärm in der Schule? Dürfen die Schülerinnen und Schüler in der Pause gerne selbst machen! Wir haben dafür gesorgt, dass zwei externe Lärmquellen (Parkplatz und Busschleife) im Masterplan von der geplanten neuen Schule wegverlegt wurden. Die Ausrichtung der Unterrichtsräume zu ruhigen Seiten ermöglicht konzentriertes Arbeiten in den Schulstunden. Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit Elternvertretern und anderen Akteuren erreicht, dass ein Lärm- und Baufachliches Gutachten erstellt wird, um sicher zu gehen, dass die Lärmimissionswerte weder die Schüler noch den Unterricht stören. Wir haben Vertrauen in das Stadtplanungsamt, dass es in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten eine lärmreduzierte Lösung für den Schulstandort finden wird. Und wir freuen uns, dass bei seiner Planung die benachbarte Mercator-Grundschule beteiligt wird – ganz im Sinne unseres BVV-Antrags einer gemeinsamen Kooperation für die Zukunft.
5. Ruhige, kinderfreundliche Wohnstraßen verankert
Kurze Wege zu Fuß und mit dem Rad verbinden die Quartiere, lärmender und gefährlicher Schleichverkehr wird draußen bleiben – das haben wir eingefordert und so sieht es der gegenwärtige Masterplan vor. Kinder werden sicher zur Schule gehen und radeln können und viel Platz zum Spielen auf Straßen und Wegen finden. Wir setzen uns weiter für ein zukunftsweisendes Verkehrskonzept ein: mit einem autonom fahrenden Shuttleservice der BVG auch für die umgebenden Quartiere, damit noch mehr Menschen ihre Mobilität mit weniger Auto-Verkehr bequem gestalten können.
6. Lern- und Erinnerungsort festgeschrieben
Mit der Bürgerinitiave IKZ Lichterfelde und anderen Akteuren haben wir im städtebaulichen Vertrag festgeschrieben, dass im Bebauungsplan ein historischer Gedenk- und Lernort skizziert und authentische Gebäude des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag IIID erhalten werden. Alle Beteiligten eint das Interesse, die Geschichte des gesamten Lagerkomplexes Stalag IIID zu dokumentieren, zu visualisieren und lernpädagogisch aufzubereiten.
Bernd Steinhoff, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in der BVV Steglitz-Zehlendorf: „Wir sind froh, dass wir bereits in dieser ersten Vertragsrunde wichtige Eckpunkte für Nachhaltigkeit, Sozialverträglichkeit, Kinderfreundlichkeit und die Ökologie in dem neuem Stadtquartier festzurren konnten. In der nächsten Runde wird es uns darum gehen, diese Aspekte auch im Bebauungsplan zu verankern und durchzubuchstabieren. Wir wollen in Lichterfelde Süd ein nachhaltiges Quartier entwickeln – das in der Zukunft ökologische oder soziale Lasten vermeidet, die wir aus anderen Großquartieren in Berlin kennen. Die grüne Handschrift soll erkennbar sein.“
Tonka Wojahn, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen in der BVV Steglitz-Zehlendorf: „Mit der Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags Lichterfelde Süd steht eines der größten Wohnungsbauprojekte Berlins in den Startlöchern. Ein Projekt, das lange im Vorausdurch eine über die gesetzlich vorgesehenen Formen hinausgehende Bürgerbeteiligungbegleitet wurde. Thematisch zum einen auf den Erhalt der „Grünen Mitte“ und zum anderen auf die städtebaulichen Belange ausgerichtet, fanden viele Workshops statt. Bürgerinitiativen, Verbände und interessierte Anwohner*innen konnten so früh Einfluss nehmen. Das wird nun im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans kontinuierlich fortgeführt. Uns als Partei der Bürgerbeteiligung war das von Anfang an sehr wichtig und darauf werden wir bis zum Beschluss des Bebauungsplans besonderen Wert legen.“
Doris Manzke-Stoltenberg, Sprecherin für Stadtplanung von Bündnis 90/Die Grünen in der BVV Steglitz-Zehlendorf: „Soziale Wohnungsbaupolitik ist für uns Grüne nicht ein Schlagwort, das nur ein ´mehr` an Bebauung impliziert. Wir verstehen darunter eine Stadtentwicklung, die verschiedenste Menschen und ihr gutes Zusammenleben im neuen Quartier im Blick hat und dieses mit der Umgebung zusammen denkt.“
Zum Hintergrund:
Der städtebauliche Vertrag regelt insbesondere Ausgleichszahlungen und -maßnahmen sowie Erschließungskosten, für die der Investor nach dem „Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung“ aufzukommen hat.
Nächste Station im Bauprojekt ist nun der Bebauungsplan selbst, der den Großteil des gestalterischen Einflusses widerspiegeln wird, wobei weiterhin Öffentlichkeitsbeteiligung stattfindet.