Kostbares Wasser erhalten

Der Tagungsort unseres Grünflächenausschusses im Mai war ungewöhnlich: Statt im Rathaus Zehlendorf haben wir uns in Nikolasssee auf der Rehwiese getroffen, um den Neubau der Brunnengalerie der Berliner Wasserbetriebe zu inspizieren. Und auch wenn Baustellen schön für Bilder sind – das Thema ist ernst. In Berlin werden immer mehr Brunnen gebaut, um den Bedarf der Stadt zu decken.

Dennoch gibt es durch den Klimawandel immer weniger Wasser – das wird verschärft durch die Folgen des Braunkohleabbaus und die wachsende Bevölkerung. In den kommenden Jahren kann Wasser in der Stadt knapp werden – Preise werden dadurch teurer und Lösungen wie Überleitungen aus Oder/Elbe oder Entsalzungsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern werden ins Gespräch gebracht. Wir müssen aber vor allem mehr Wasser in der Stadt halten und Regenwasser versickern lassen – durch Entsiegelung.

Im Bezirk gehen unser Grünflächenstadtrat Urban Aykal und wir als Ampel das Thema Entsiegelung in vielen Bereichen an. Im Zentrum steht dabei vor allem, Bäume zu unterstützen: Viele Bäume in Berlin haben unter den Dürrejahren ab 2018 massiv gelitten und die Schäden zeigen sich zum Teil noch heute. Deshalb müssen wir die Fläche vergrößern, über die Bäume Wasser aufnehmen können. Das passiert einerseits über die Schaffung von neuen Grünstreifen wie in der Leydenallee, durch Baumscheibenvergrößerungen wie in der Düppelstraße – oder dadurch, dass ein ehemaliger Radweg entsiegelt wird (wie in der Potsdamer Chaussee).

Bäume zu schützen und Platz für neue zu schaffen, kommt am Ende auch den Menschen zugute: Das Stadtgrün schützt vor Hitzeinseleffekten im Sommer und sorgt für wirkliche Abkühlung. Dadurch profitieren Anwohner und insbesondere auch ältere Menschen. Wir wollen das zentral bei zwei Plätzen im Bezirk angehen:

Am Platz des 4. Juli entsiegelt unser Stadtrat zusammen mit der Deutschen Bahn im Rahmen einer Ausgleichsmaßnahme über 10.000 Quadratmeter und verwandelt den ehemaligen Exerzierplatz so in einen Naherholungsort für die Nachbarschaft. Die Bauarbeiten starten im August, 2025 soll der Platz fertig gestaltet sein.

(Entwurf: Henningsen Landschaftsarchitekten)

Am Kranoldplatz ist die Situation komplizierter – es ist ein Platz mit sehr hohem Nutzungsdruck: der Markt braucht eine große Fläche zum Funktionieren und Marktwagen müssen auch weiterhin rangieren können. Trotzdem heizt sich der Platz im Sommer stark auf. Hier haben wir uns dafür starkgemacht, dass es begrünende und verschattende Elemente geben soll und dass auch versickerungsfähige Flächen am Platz mitgedacht werden. Die Details für die konkreten Standorte sollen dann in einem Beteiligungsverfahren geklärt werden.

Die großer Herausforderung bei Entsiegelung und Begrünung bleibt aber die Finanzierung: Das rot-grün-rote Sonderprogramm “Stadtverschönerung” wurde von schwarz-rot einkassiert und der Sparhaushalt gibt den Bezirken auch keine Möglichkeiten, großflächige Projekte zu planen. Die Konsequenz ist, dass wir Entsiegelung im Kleinen bspw. bei Gehwegarbeiten mitdenken und Grünflächen bei der Stadtentwicklung präventiv mitplanen müssen.

geschrieben am 18. Juli 2024 von Alexander Kräß