„Die Treitschkestraße verdient einen anderen Namen“
In der gestrigen Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur der BVV Steglitz-Zehlendorf wurde mit den Stimmen der Zählgemeinschaft die Umbenennung der Treitschkestraße in Betty-Katz-Straße beschlossen. In der kommenden BVV am 11.12. kann hoffentlich ein entsprechender BVV-Beschluss als Empfehlung an das Bezirksamt verabschiedet werden.
Die Umbenennung wurde bereits im September 2022 von der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz- Zehlendorf beschlossen. Heinrich von Treitschke gilt als der “Vater des modernen Antisemitismus”, die Nationalsozialisten stützten sich auf seine Thesen, das Zitat: “Die Juden sind unser Unglück“ prangte stets auf dem NS-Kampfblatt “Der Stürmer”.
Im Juli diesen Jahres wurden mehr als 300 Briefe an die Anwohner*innen mit der Bitte um Namensvorschläge verteilt. Es gingen 55 Vorschläge ein, von denen heute sieben vorgestellt und abgestimmt wurden.
Die Entscheidung fiel für Betty Katz. Sie war die Direktorin des Jüdischen Blindenheims in Berlin Steglitz und wurde gemeinsam mit 16 ihrer Zöglinge am 14. September 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 6. Juni 1944. Mit Betty Katz wird eine mutige Frau geehrt, die mit einer noch heute in Steglitz fest verankerten Institution verbunden ist.
Wir sind froh, dass die Treitschkestraße nun hoffentlich bald den Namen von Betty Katz tragen kann. Das Bürgeramt wird für die Anwohner*innen unkompliziert Termine bereitstellen und ein mobiles Bürgeramt einrichten, wenn es soweit ist. So kann der Aufwand für die Anwohner*innen geringer gehalten werden.
ZITATE AUS DEN FRAKTIONEN:
“Diese Umbenennung ist ein Symbol für die Werte, die wir als Gesellschaft leben: Toleranz, Respekt und die Vermeidung von Antisemitismus. Gerade im Straßenbild, das unsere Nachbarschaft prägt, sollten keine Namen geehrt werden, die für Ausgrenzung und Diskriminierung stehen.” Carsten Berger, kulturpolitischer Sprecher Bündnis 90/Die Grünen in der BVV Steglitz-Zehlendorf
Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ulrike Kipf, ergänzt: “Ganz besonders hat mir gefallen, dass sich auch die Schüler*innen des Profilkurses Geschichte der Kopernikus-Oberschule an der Namensfindung beteiligt und ihren Vorschlag auch vorgestellt haben. Es fand damit eine intensive Diskussion über den Namen von Treitschke in der Schule statt”.
„Wir sind froh, dass wir der Straße nach langer Debatte endlich einen neuen Namen geben können. In Abkehr zum bisherigen Namensgeber und dem mit ihm verbundenen Antisemitismus haben wir uns als Zählgemeinschaft für die Benennung nach Betty Katz, einer jüdischen Frau und Opfer des Holocaust, ausgesprochen. Sie ist eine würdige Namensgeberin für die Straße und bildet als Direktorin des Jüdischen Blindenheims eine wichtige Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart des Lebens in unserem Bezirk.”, Ellinor Trenczek, Sprecherin für Bildung und Kultur der SPD-Fraktion in der BVV Steglitz-Zehlendorf.
Alexander Niessen, stellvertretender Vorsitzender des Ausschussest: „Bei den vielen guten Vorschlägen, die eingereicht wurden, war es für uns letztlich von besonderer Bedeutung, die Straße nach einer Jüdin zu benennen. Es ist unsere Verantwortung, auf die Schicksale der Menschen, die in unserem Bezirk gelebt und gearbeitet haben, aufmerksam zu machen!“.
„Mit der Betty-Katz-Straße wollen wir an eine Frau aus der Steglitzer Nachbarschaft erinnern, die sich mit viel Engagement für die Bildung bedürftiger und behinderter Menschen eingesetzt hat“, sagt die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung und Kultur Katharina Concu (FDP). „Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Glaubensgemeinschaft wurde Betty Katz im Alter von 70 Jahren ins KZ Theresienstadt deportiert – dieses erschütternde Schicksal, das sie mit sechs Millionen Juden Europas teilt, kann niemanden unberührt lassen und soll eine Mahnung sein.“
Die FDP-Fraktionsvorsitzende Mathia Specht-Habbel fügt hinzu: „Uns Freien Demokraten war wichtig, dass die Anwohnerinnen und Anwohner im Zuge der Straßenumbenennung unbürokratisch, zeitnah und kostenfrei sämtliche persönliche Dokumente ausgestellt bekommen. Daher befürworten wir den Vor-Ort-Einsatz von Bürgeramts-Koffern sowie Vorzugstermine.“