Radwegeausbau – Jetzt Neue Filandastrasse/Steglitz
Radweg Neue Filandastraße: Warum der Senat jetzt handeln muss
Während der lange geforderte Radweg an der Thielallee endlich realisiert wird, stockt ein anderes, längst beschlossenes Projekt weiter: Der bereits 2022 angeordnete Radweg auf der Neuen Filandastraße in Steglitz – zwischen Albrechtstraße und Joachim-Tiburtius-Brücke – wurde von der Senatsverkehrsverwaltung überraschend „ausgesetzt“.

Dabei hätte die Umsetzung kaum günstiger fallen können: Die Fahrbahnsanierung auf der Filandastraße hat im Mai begonnen. Es wäre daher einfach und wirtschaftlich sinnvoll, die bereits geplanten Radfahrstreifen jetzt mitzubauen. Dass dies nun unterbleiben soll, wirft Fragen auf – nicht nur sicherheitstechnisch, sondern auch finanziell. Möglicherweise ein Fall für den Rechnungshof.
Verkehrswende rückwärts: Stoppschild für fertige Planung
Die Begründungen des Senats für den Projektstopp sind widersprüchlich – und inhaltlich schwach. Denn die verkehrsrechtliche Anordnung aus dem Jahr 2022 wurde von der zuständigen Senatsverwaltung selbst fachlich und rechtlich geprüft und anschließend verbindlich erlassen. Sie ist keine Empfehlung, sondern ein gültiges Verwaltungsdokument mit klarer Aussage: Eine Radverkehrsanlage ist dringend notwendig.
Dort heißt es:
„In der Folge fahren viele Radfahrende in dem Bereich zwischen dem ruhenden Verkehr und dem zweiten Fahrstreifen, wodurch es einerseits zu einem engen Überholen durch Kfz kommt […] und andererseits besteht stets die Gefahr, dass Radfahrende durch unachtsam geöffnete Türen der parkenden Kfz gefährdet werden.“
Trotzdem lautet die offizielle Antwort des Senats auf eine Anfrage der Abgeordneten Oda Hassepaß sinngemäß: Man prüfe noch.

Doch geprüft wurde längst – fachlich wie rechtlich. Und beschlossen ebenso. Statt Umsetzung: Verzögerung. Statt Fortschritt: Rückschritt.
Fakten sprechen für den Radweg – nicht dagegen
Alle Argumente sprechen für die Umsetzung:
- Mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden – insbesondere für Schulkinder und Radfahrende.
- Bessere Anbindung an Schulen, Kitas und soziale Einrichtungen.
- Kosteneffizienz: Die parallele Umsetzung zur Sanierung spart Zeit und Geld.
- Zukunftsverbindung möglich: Richtung Breitenbachplatz kann ein durchgehendes Netz entstehen und für Radfahrende ganz neue Verbindungen schaffen.
- Keine Einschränkungen: Die sechsspurige Straße (zwei Fahrspuren + Parkstreifen je Richtung) kann bei den Verkehrszahlen problemlos umverteilt werden. Das Parken ist für die PKW der Anwohnenden weiterhin möglich.
- Anwohnerfreundliche Nutzung: Langzeitparken durch Mietwagenfirmen wird reduziert, weniger Lärm durch Autoverkehr und Raser verbessern die Lebensqualität.
Die Umsetzung des Radwegs ist nicht nur möglich – sie ist geboten. Die Verkehrsdaten zeigen klar: Eine Reduktion der Fahrspuren ist machbar, ohne den Kfz-Verkehr wesentlich einzuschränken. Die hohen Geschwindigkeiten auf dem Zubringer zur Autobahn machen sichere, baulich geschützte Radwege dringend erforderlich – gerade für Kinder auf dem Schulweg oder ältere Menschen.
Die Neue Filandastraße verbindet bereits heute zentrale Routen: über Albrechtstraße, Bergstraße, Südendstraße und Jeverstraße entsteht ein echtes Netz. Mit dem geplanten Anschluss an den nächsten Bauabschnitt ab 2026 wird daraus ein durchgehender, sicherer Korridor für den Radverkehr.
Wer sichere Wege schaffen will, hat hier die Chance, damit anzufangen. Wer Lücken im Radnetz schließen will, braucht Projekte wie dieses – geplant, umsetzbar.
Öffentlicher Druck wächst
Die Zivilgesellschaft hat längst reagiert:
- Mehrere Petitionen mit Tausenden Unterstützenden fordern die Umsetzung.
- Monatliche Demonstrationen, organisiert u. a. von Changing Cities, dem Netzwerk Fahrradfreundliches Steglitz-Zehlendorf und dem ADFC.
- Berichterstattung in Tagesspiegel, Berliner Morgenpost und Stadtrandnachrichten macht den Stillstand öffentlich sichtbar.
Auch auf politischer Ebene gibt es Unterstützung: Die Grünen im Bezirk stehen hinter dem Bau. Das Bezirksamt wollte den Radweg im Rahmen der Sanierung umsetzen. Doch weil die Straße als „übergeordnet“ klassifiziert ist, liegt die Entscheidung bei der CDU geführten Senatsverwaltung.
Fazit: Nicht aufgeben – laut bleiben
Ein fertig geplantes, wirtschaftlich sinnvolles und sicherheitsrelevantes Infrastrukturprojekt darf nicht aus politischen Gründen blockiert werden. Wer Verkehrssicherheit, Schulwegsicherheit, Klimaschutz und gleichberechtigte Mobilität ernst nimmt, muss jetzt handeln.
Die Sanierung hat begonnen – die Gelegenheit, den Radweg kostengünstig umzusetzen, ist jetzt. Noch ist es nicht zu spät.
Karl-Heinz Hage und Emil Pauls