Dahlemer Weg: Erster geschützter Radstreifen im Bezirk bringt großen Gewinn an Sicherheit!

Letzte Arbeiten an der Markierung des Radstreifens: Aufbringen der Fahrrad Piktogramme.

Die Straßenbauarbeiten am Dahlemer Weg, die bereits seit August im Gange waren, sind nun erfolgreich beendet. Die Arbeiten waren notwendig geworden, da die alten Radwege zu schmal und mit erhöhten Kantensteinen zum Gehweg gefährlich waren. Gefährlich jenseits jeder Zustimmungsfähigkeit wäre eine erste Planung aus 2013 gewesen, den Radweg am Robert-W.-Kemper-Weg in eine Abbiegespur münden zu lassen, versteckt hinter Bäumen und Lkw. Die folgende Planung sah Radstreifen vor.

 

Bereits etwas länger fertig ist der Zebrastreifen. Zur Erhöhung der Sicherheit könnte hier noch T30 angeordnet werden, denn Pkw fahren von der Brücke kommend viel zu schnell.

Erst 2018 wurde diese Planung begonnen umzusetzen. Dabei zeigte sich, dass der Parkstreifen, von Lkw genutzt, zu schmal war und die Lkw bis an den Radstreifen parkten, dooring Unfälle waren nicht auszuschließen. Bei der nun erforderlichen Umplanung wurde das neue Mobilitätsgesetz angewandt. Erstmals im Bezirk und an etwa dritter Stelle im Land Berlin wurde ein geschützter Radstreifen geplant und nun fertig gestellt. Die Kunststoffpoller dienen der Sicherheit der Radler und werden im Rahmen eines Modellversuches des Landes Berlin getestet. Sie sind biegsam und richten sich nach Überfahren etwa durch die Feuerwehr im Einsatz wieder auf. Damit sind sie zugleich auch kein Verletzungsrisiko.

 

Im südlichen Abschnitt wird der Radverkehr sicher aus dem Radweg in den Radstreifen übergeleitet: die Bordsteine wurden verschwenkt, so dass die Kfz auf ihrer Spur bleiben.

Ein weiterer Vorteil der neuen Radführung auf der Straße ist, dass der Engpass durch den nur ca. 1m breiten, alten Radweg entfällt. Dieser hätte nicht an Ort und Stelle verbreitert werden können, ohne einen Konflikt von Radfahrenden und Fußweg heraufzubeschwören oder eine erhebliche Menge von Bäumen abzuholzen.

Bernd Steinhoff, Fraktionsvorsitzender und verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in der der BVV dazu: „Ich freue mich über die schnelle Umplanung zu einem sicheren und attraktiven geschützten Radstreifen. Eine äußerst gefährliche Radwegeinmündung auf einer schnell befahrenen Strecke wurde dadurch verhindert! Verkehrssicherheit wurde auch für Schulkinder geschaffen mit dem Zebrastreifen. Auch die geschützte Führung vom Radweg in den Radstreifen in der Nähe der Kreuzung Mühlenstraße ist sicher. Ich danke den zuständigen Mitarbeitern für die nun gefundene wesentlich verbesserte sichere Lösung. Das ist auch ein sichtbarer Erfolg der Volksinitiative Radentscheid.“

 

Häufig gestellte Fragen (s. Facebook-Diskussion dazu: https://www.facebook.com/Bernd.Steinhoff.Zehlendorf/posts/2379054352113614)

1. Sind Radwege sicher? 
Nein, denn hinter parkenden Lkw und Bäumen außer Sicht, droht dem Radverkehr große Gefahr in den Kreuzungen und Grundstückszufahrten.

2. Warum hier?
Weil hier der Radweg mit Gefällestrecke von der Brücke kommend in eine Abbiegespur geführt werden sollte. Kfz fahren hier oft zu schnell. Die Unfallforschung der Versicherer UdV hat für solche Situationen eine erhöhte Unfallgefahr festgestellt. An der abschüssigen Einmündung der Machnower Straße sind zwei Radler unter Lkw gestorben. Es war ausgeschlossen für mich, so eine gefährliche Planung zu beschließen. Die Verwaltung hat dann eine Überarbeitung zugesagt.

3. Warum jetzt?
2013 wurde der Bebauungsplan für das neue Baugebiet mit dieser Zusage der verkehrssicheren Umplanung beschlossen. Wir Grünen haben einen Beschluss in der BVV erreicht für Radstreifen. Die verkehrlichen Auswirkungen eines neuen Wohngebietes sind zu untersuchen und bauliche Veränderungen dann umzusetzen. Hier gehört dazu auch der Zebrastreifen.

4. 2013 – Warum hat das so lange gedauert?
Weil es vor dieser Wahlperiode nur zwei dezidierte Radverkehrsplaner in ganz Berlin gab. Inzwischen gibt es 70.

5. Warum waren die Proteste wichtig?
Die Baustelle war damals falsch eingerichtet: die Lkw Parkspur gegenüber hätte vor der Markierung des ersten Radstreifens abgeordnet werden müssen. Kfz mussten in den dadurch gefährlichen Radstreifen ausweichen.

6. Warum wurde nochmals umgeplant?
Lkw, die neben dem Radstreifen parkten, standen wegen ihrer Breite auch auf dem Sicherheitsstreifen. Radler wären gegen eine sich öffnende Tür gefahren. Daraus sind in Berlin mehrere tödliche dooring Unfälle entstanden. Als mir das berichtet wurde, habe ich nachgeschaut und dann an die Verwaltung geschrieben. Wegen der Proteste hat die CDU einen Antrag eingebracht, die Planung zu überarbeiten.

7. Warum wurde nun ein geschützter Radstreifen realisiert?
Das inzwischen gültige #Mobilitätsgesetz sieht das als Regellösung vor. Die geschützten Radstreifen sind besonders sicher, weil Kfz durch die Poller daran gehindert werden, die Radstreifen zu befahren oder dort zu parken und weil die Radler im Gegensatz zu den Radwegen die ganze Zeit sichtbar sind. Das ist wegen der vielen toten Radler in Kreuzungen wichtig. Auf diesen geschützten Radstreifen fahren auch unsichere Radler gern. Das wird zu weiterer Zunahme des Radverkehrs beitragen.

8. Wird der geschützte Radstreifen genutzt?
Ja, selbst jetzt im Winter sind zahlreiche Radler unterwegs. Sie gelangen von hier über die Thielallee zur FU und weiter über die attraktive Radroute 1 entlang der Domäne Dahlem in die City West. Oder sie biegen gleich in die Berliner Straße ein Richtung Steglitz. Das löchrige Netz der Fahrradinfrastruktur hat an wichtiger Stelle eine Verbesserung erfahren. Der verbesserte Abschnitt reicht von der Mühlenstraße bis zur Mörchinger Straße, darin der geschützte Radstreifen von dem Robert-W-Kemper-Weg bis zur Mörchinger Straße. Das wird mehr Menschen auf das Rad bringen.

9. Wie wurde die jetzige sichere Lösung erreicht?
Wir Grüne waren wesentliche Akteure, aber allein hätten wir das nicht geschafft. Die CDU ist ein verlässlicher Partner in der BVV. Die Verwaltung im Bezirk war auch in der letzten Wahlperiode aufgeschlossen. Für die damalige Senatsverwaltung für Verkehr galt das nur sehr eingeschränkt, jetzt aber deutlich besser. Wichtig für die jetzt gefundene Lösung ist die Initiative Volksentscheid Rad, jetzt Changing Cities, die grandiose Verbesserungen erreicht hat. Dazu endlich eine Landesregierung, die den Radverkehr fördert. Alles letztlich mit Mehrheiten versehen von den wählenden und abstimmenden Bürgerinnen und Bürgern.

10. Nach den Protesten wurde sehr schnell eine vorläufige gelbe Markierung aufgebracht. Ist das üblich?
Nein, das ist eine Innovation aus unserer Bezirksverwaltung! Die positiven Kommentare aus der Bevölkerung zeigten, das geht in die richtige Richtung. Insofern wäre das etwas, das an anderer Stelle auch angewandt werden könnte.

11. Was kann man noch aus dem Vorgang lernen?
Markus Hesselmann, vielen Dank für den Hinweis: eine Stelle Bürgerinformation Baumaßnahmen könnte einerseits viele Fragen und Proteste im Vorhinein beantworten. Gleichzeitig wäre sie eine enorme Entlastung für die knappen Ingenieure, die sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren könnten. Das ist schnell eine Entlastung um 70 Prozent der Arbeitszeit. Leider sind ja einige Beschwerden dabei, für die unhöflich eine freundliche Umschreibung ist. Also auch emotional eine unschätzbare Entlastung. Das sorgt für zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für mehr Straßensanierungen und Radinfrastruktur. Viele beschweren sich auch über die Behinderungen durch Baustellen. Statt Stunden am Telefon zu verbringen, ist es aber besser, wenn die Ingenieure baubegleitend kontrollieren. Dann werden Fehler schnell erkannt und ohne Zeitverlust berichtigt. Am Dahlemer Weg war so die Abnahme eine Formsache, es solle nur noch der Split vom Radstreifen gekehrt werden, so ein Mitarbeiter der Fachfirma.

12. Was wird aus dem alten Radweg auf den Brückenrampen?
Gut ist der Vorschlag von Axel Blomberg, hier und im Unterstreifen zwischen den Bäumen zu entsiegeln. Die Gehwege sind hier breit genug und mit den Kantensteinen zum Gehweg ist die Randbefestigung schon vorhanden. Der Bezirk könnte die Fläche z.B. in seine Liste für Ersatzmaßnahmen aufnehmen.

13. Kann der da weg, der Gehweg?
Stimmt, da gehen weniger Menschen, als an anderen Stellen. Keine, wie fast immer an Landstraßen, aber auch nicht. Kinder, Hochbetagte, mobilitätseingeschränkte Menschen brauchen direkte und sichere Wege. Nein, der Gehweg kann nicht entfallen. Schmaler? Es käme zu Konflikten zwischen Fuß und Rad, weil der Platz für Zwei nebeneinander, Kind und Eltern, Mensch und Hund, etc. nicht reicht und dann auf den Radweg ausgewichen würde. Im übrigen wären wir wieder in der nicht zustimmungsfähigen Situation, die in den Fragen 1 und 2 beschrieben wurde.

14. Werden zwei Kfz-Spuren Richtung Berliner Straße gebraucht?
Die Anzahl der Kfz erfordert das nicht. Die eingeschränkt angeordnete Spur war regelmäßig von Lkw zugeparkt, also de fakto nicht nutzbar. Der Autostau entsteht wegen der geringeren Leistungsfähigkeit der Kreuzungen gegenüber den Straßenabschnitten dazwischen. Ob der Autostau nun außerhalb des direkten Kreuzungswartebereiches ein- oder zweireihig ist, ändert nichts an der Leistungsfähigkeit der Kreuzung Berliner Straße. Aus all diesen Gründen braucht es keine zweite Spur.

15. Der südliche Dahlemer Weg ist schmal, Radler können da nur schlecht fahren. Was passiert mit den Gütergleisen?
Es ist klar, dass die Gleise nicht mehr für den Güterverkehr benötigt werden. In Berlin haben nur Container Verteilzentren und Baustofflager Gleisanschlussbedarf. Beides wollen wir nicht in unserem einzigen Industriegebiet ansiedeln. Wir werden uns gern dafür einsetzen, dass der letzte verbliebene Nutzer, ein oder zweimal im Jahr, der Verein Märkische Kleinbahn, eine gute Lösung findet. Am schönen S-Bahnhof Lichterfelde West könnte ein idealer Standort sein. Dort bietet der Verein beim Bahnhofsfest Fahrten an. Besonders die Eltern von Schulkindern hatten sehr für Zebrastreifen im südlichen Dahlemer Weg gekämpft. Wegen der Schienen wurde das abgelehnt vom damaligen Staatssekretär Gäbler. Auch eine bessere Erschließung mit dem Bus fehlt wegen der Schienen, es ist kein Platz für Haltestellen. Für das Rad könnte anstelle der Schienen ein Zwei-Richtungs-Radweg gebaut werden. Also nicht nur für das Rad, sondern auch für den Bus und vor allem für einen sicheren Schulweg brauchen wir hier eine Weiterentwicklung. Planungen und Investitionen brauchen ihre Zeit. Den Kindern sollte eher geholfen werden. Vielleicht hat der Verein eine eisenbahnrechts-konforme Idee? Soll sehr schwierig sein…

(Die Planung wurde im Bereich der Brücke gegenüber der hier dargestellten Variante verändert, siehe Frage 6 / zum Vergrößern der Karte diese bitte anklicken)
geschrieben am 21. Dezember 2018 von Ulrike Kipf